Ökumenischer Bibelkreis
im "Jugendraum" der Ev. Kirchengemeinde Mettlach-Perl, Parkstraße 3 weiterlesen
Das Gelände des ehemaligen Evangelischen Stadtkrankenhauses in der Saarbrücker Innenstadt soll in ein urbanes Klimaquartier umgewandelt werden. Die Stiftung kreuznacher diakonie hatte den Betrieb des Krankenhauses zum 31. März 2023 offiziell beendet. Nun stellten die Evangelische Kirchengemeinde St. Johann, der Kirchenkreis Saar-West und die Stadt Saarbrücken die Pläne für die künftige Nutzung des Geländes vor.
Ursprünge diakonischer Arbeit in St. Johann
Das Evangelische Stadtkrankenhaus ging im 19. Jahrhundert auf eine Stiftung des evangelischen Ehepaars Emil und Maria Haldy zurück. Nach dem Tod ihrer Kinder gründeten die Haldys mit einem Großteil ihres Vermögens das „Paul-Marien-Stift“ in der Villa an der Ecke Großherzog-Friedrich-Straße/Egon-Reinert-Straße, zunächst als Alters- und Versorgungsheim. 1904 wurde aus Stiftungsmitteln das Evangelische Stadtkrankenhaus eröffnet. Um den wachsenden Herausforderungen beim Betrieb eines Krankenhauses Rechnung zu tragen, wurde die Einrichtung 1994 an einen professionellen Träger, die Stiftung kreuznacher diakonie, abgegeben – unter der Auflage, dass am Standort eine diakonische Einrichtung zu betreiben sei. Da die kreuznacher diakonie den Krankenhausbetrieb vor fast drei Jahren beendete, fallen die Grundstücke an die Evangelische Kirchengemeinde St. Johann zurück. Nach intensiven Verhandlungen greift der sogenannte „Heimfall“ nun zum 1. Januar 2026.
„Dieser Verantwortung sind wir uns sehr bewusst“, sagte Pfarrerin Silke Portheine, die derzeit auch Vorsitzende des Presbyteriums, des Leitungsgremiums der Evangelischen Kirchengemeinde St. Johann ist. Für die Kirchengemeinde ergibt sich damit die Notwendigkeit, zu entscheiden, wie mit dem gesamten Areal umgegangen werden soll. Zu diesem Zweck hat die Kirche zusammen mit der Kernplan GmbH ein umfassendes Konzept unter dem Titel „Evangelisch bauen“ erarbeitet, um die wesentlichen Eckpunkte zu definieren und einen Vorschlag für die weitere Vorgehensweise zu unterbreiten.
Soziale Nachnutzung des Geländes im Sinne der Stiftungsfamilie
Das Masterkonzept legt sein Augenmerk auf zwei Schwerpunkte. Zum einen solle die soziale Nachnutzung des Geländes sichergestellt werden. „Wir möchten das Gelände im Sinne des Stiftungszwecks der Familie Haldy zum Nutzen der Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt nutzbar machen“, betonte Portheine. Für die Kirchengemeinde und den Kirchenkreis geht es damit auch um die Wahrung evangelisch-sozialer Tradition in der Saarbrücker Innenstadt.
Vor diesem Hintergrund gab es ursprünglich Überlegungen, das Krankenhaus oder eine medizinische Versorgungseinrichtung weiterzuführen. Doch trotz intensiver Bemühungen und zahlreicher Gespräche über mehrere Monate hinweg mussten diese Gedanken letztlich verworfen werden. „Es konnte schlicht kein Betreiber gefunden werden“, bedauerte Superintendent Christian Weyer, der selbst an vielen Gesprächen beteiligt war, den Schritt.
Stattdessen soll gemäß des Rahmenkonzepts ein Quartier in der Innenstadt entstehen, das genossenschaftliches und Service-Wohnen mit Arbeitsräumen und Stätten sozialer Aktivität verbindet. So könnten im Norden und Osten des Areals neue Wohn- und Arbeitsgebäude für unterschiedliche Zielgruppen entstehen, die ehemaligen Krankenhausgebäude – so sie erhalten werden können – zu Wohngebäuden umgewandelt werden.
Die denkmalgeschützte Haldy-Villa soll als integraler Bestandteil städtischen Erbes erhalten und durch die Schaffung von Freiräumen beim Bau neuer Gebäude gestärkt werden. Hier könnten sich künftig gemeinnützige Einrichtungen oder soziale Dienste ansiedeln, ganz im Sinne der Stiftungsfamilie.
Das Paul-Marien-Hospiz, das derzeit noch im ehemaligen Krankenhausgebäude untergebracht ist, wird von der kreuznacher diakonie weiterbetrieben und an einen neuen Standort in Saarbrücken übersiedeln. Für den Übergang, die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten oder zum Neubau gewährt die Kirchengemeinde eine vertraglich gesicherte Übergangszeit von 40 Monaten.
Umfassende Maßnahme für grünes Klimaquartier
Der zweite Schwerpunkt des Nachnutzungskonzepts liegt im ökologischen Bereich auf Aspekten der Nachhaltigkeit. Das Gelände solle nicht nur urbanes Quartier, sondern auch Klimaquartier werden, wie Sarah End von Kernplan erläuterte. Um dem grünen Charakter Rechnung zu tragen, sind u.a. energieeffiziente Gebäude mit Solarenergie, eine intensive Begrünung mit Freiflächen am Boden, aber auch vertikalen Gärten an den Fassaden sowie Biodiversitätsdächer vorgesehen. All das komme nicht nur dem Klimaschutz zugute, sondern würde auch im Sommer für eine natürliche Kühlung des Quartiers sorgen.
Konzeptvergabeverfahren – Klärung bis Mitte 2026
Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt gratulierte der Kirchengemeinde St. Johann zum Abschluss des Heimfall-Vertrags. Er freue sich darüber, dass Wohn- und Zukunftsthemen sowie der Denkmalschutz in dem Masterkonzept mitgedacht wurden. Wie die Umsetzung am Ende auch aussehe, „das Nauwieser Viertel wird weiter wachsen, das ist ein wichtiger Impuls für die Innenstadt“, sagte Conradt.
Im Januar startet das Konzeptvergabeverfahren. Das bedeutet, dass sich Investoren zur Umsetzung des Rahmenkonzepts bewerben können. Eine Jury der Kirchengemeinde, an der auch Vertretende der Stadt sowie Personen mit Expertise in verschiedenen Gewerken beteiligt sein sollen, werden die Bewerbungen auf Basis eines Kriterienkatalogs sichten und eine Entscheidung vorbereiten. Im Idealfall soll im Sommer 2026 feststehen, wer das Projekt umsetzen soll. Eines aber ist heute schon klar: „Es bekommt der den Zuschlag, das beste Angebot macht, nicht der das meiste Geld bietet“, betonten Kirchengemeinde und Kernplan übereinstimmend. „Wir wollen einen Ort schaffen, der Vielfalt fördert und gleichzeitig die historische Bedeutung respektiert, zugunsten der Menschen in Saarbrücken“, sagte Portheine.